Elefant (Martin Suter)
Der Züricher Obdachlose Schoch entdeckt in seiner Schlafhöhle einen kleinen rosaroten Elefanten. Was er zuerst für ein Spielzeugtier hält, entpuppt sich als ein Lebewesen, welches im Dunkeln leuchtet. Der Elefant ist aus einem Experiment des Genforschers Roux entstanden.
Gemeinsam mit der Tierärztin Valerie ersucht Schoch, den Elefanten zu verstecken und ihn im Geheimen groß zu ziehen.
Nach und nach erzählt Martin Suter die Geschichte des Elefanten – von seiner Züchtung durch Roux über die Verbindung zum Elefantenflüsterer Kaung zum Auftauchen in der Schlafhöhle von Schoch und darüber hinaus. Suter lässt uns nicht chronologisch an dieser Geschichte teilhaben, sondern er wechselt sprunghaft die Schauplätze der Handlung, spring in der Zeit vor und zurück und setzt so ein vollständiges Bild der Geschichte zusammen.
Seit Suters Erstlingswerk „Small World“ – meines Erachtens immer noch einer der besten Romane zum Thema Altersdemenz – bin ich eine regelmäßige Leserin von seinen Romanen. Und so habe ich mich auch voller Vorfreude an dieses Werk von ihm gemacht. Aber trotz der wie immer sehr bildhaft beschriebenen Figuren und Schauplätze habe ich mich beim Lesen anfangs sehr schwer getan. Auf den ersten 60 Seiten plätschert die Handlung für mich mehr oder weniger nur dahin. Suter beschreibt sehr ausführlich und anschaulich die Obdachlosenszene in Zürich, aber es war hier für mich nicht zu erkennen, wo die Geschichte hin steuert. Dies ändert sich, als in Kapitel 16 der Zirkus Pellegrini mit seiner Elefantentruppe ins Spiel kommt. Hier nimmt die Geschichte Fahrt auf und wird zusehends spannender, bis schließlich die einzelnen Handlungsstränge in einer einzigen Geschichte zusammengeführt werden.
In einer Zeit, in der in China die Geburt zweier Babys, deren Erbgut mit der Crispr/Cas9-Methode genetisch verändert wurde, gemeldet wird, ist es ein komisches Gefühl, einen Roman über die „Vorstufe“ hiervon zu lesen – die Züchtung eines genetisch veränderten Tieres mit genau dieser Methode. Und so ist es sicher auch kein Zufall, dass Suter die Geldgeber zu diesem Forschungsprojekt eenfalls in China angesiedelt hat.
Ein kleiner, rosa Elefant, der im Dunkeln leuchtet – der fühlt, wie ein Elefant, stolz ist wie ein Elefant und sich angsteinflößend wie ein Elefant gibt – so beschreibt Suter „seinen“ Elefanten. Der Gedanke dahinter: Ein Elefant ist ein Elefant – egal wie er aussieht und mit welcher genetischen Veränderung er auf die Welt kommt. Ein schöner Gedanke / Ansatz – was bleibt ist dennoch ein schales Gefühl, wie leicht der Mensch mittlerweile auch hier in die Natur eingreifen kann.