Waldemars 1. Brief (Begeisterter Neuanfang, Teil 1)

Mein lieber Freund!

Ich weiß immer noch nicht, wie das passieren konnte, aber plötzlich bin ich mit zwei Damen und einem Zwerg (der unfassbar viel Bier zu sich nehmen kann) aufgebrochen, um einigen kuriosen Dingen in einem Weiler namens Irdenhag nachzugehen. Dabei wollte ich mich in dem kleinen Gasthof im Wald nur ein klein wenig ausruhen. Aber gut, den Anteil der vom Freiherrn von Sicherlingen ausgesetzten Belohnung könnte ich natürlich gut gebrauchen. Damit könnte ich den Grundstein für meine nächste Forschungsreise legen.

Und so habe ich mich also vor ein paar Tagen zusammen mit meinen drei neuen Reisegefährten und Baliv, dem Bruder des Freiherrn, auf nach Sicherlingen gemacht. Und oh Wunder erreichten wir unser Ziel ohne Umwege oder Scharmützel irgendwelcher Art. Baliv brachte uns sofort zu seinem Bruder Alian, dem Freiherrn. Und ich kann Euch sagen, mein Freund: Dieser erzählte uns eine fürwahr seltsam klingende Geschichte, die sein Bruder den Abend zuvor im Gasthaus schon grob umrissen hatte. Eine Geschichte von Geistern, von angesengten Bärten, von mossbewachsenen Köpfen, von aufgebrachten Siedlern und von der völlig durcheinander aus Irdenhag zurückgekommenen Peraine-Geweihten Matrissa. Der Freiherr bat uns inständig an seiner Statt nach Irdenhag zu reisen, da er selbst durch eine Fußverletzung daran gehindert werde, sich der Sache anzunehmen.

Ich muss sagen mein Freund, von meinen Reisebegleitern kann ich wirklich noch etwas lernen. Wie es Granux (der Zwerg), Daria (eine Antiquitätenhändlerin) und die Dame Kaia geschafft haben, dem Freiherrn neben den zehn Dukaten Belohnung noch Kost und Logis und all die nötigen Ausrüstungsgegenstände aus den Rippen zu leiern – alle Achtung!

Habe ich schon erwähnt, dass der Zwerg literweise Bier trinken kann?

Aber eins muss man ihm lassen: Er stand heute Morgen dennoch wie vereinbart früh auf und nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Auf kaum benutzten Pfaden gingen wir durch den Steineichenwald. Gern hätte ich die mächtigen alten Bäume intensiver studiert, aber dafür war keine Zeit, wollten wir doch vor Anbruch der Dunkelheit Irdenhag erreichen. Wir kamen gut voran bis wir an eine Brücke gelangten, die über einen ungezähmten Waldbach führte. Auf den ersten Blick sah sie nicht so aus, als ob sie uns tragen würde. Aber nachdem ich einen zweiten Blick darauf geworfen hatte, wusste ich, dass ich mich getäuscht hatte: Die Brücke war zwar alt, aber immer wieder repariert und bearbeitet worden, so dass sie uns tragen würde, wenn wir einzeln über sie zum anderen Ufer gehen würden. Gerade als ich meinen neuen Freunden die gute Nachricht mitgeteilt hatte, hörten wir plötzlich ein tiefes Brummen und Knurren. Mir wäre vor Schreck fast mein Stab aus der Hand gefallen! Vor uns stand ein fast vier Schritt großer Brückentroll. Und fragte uns nach Honig. Nach Honig! Kannst Du Dir das vorstellen, mein Freund?! Aber nun wussten wir wenigstens, warum unsere Wirtin in Sicherlingen darauf bestanden hatte, uns ein Glas mitzugeben. Mit diesem Brückenzoll gelangten wir ohne Probleme über die Brücke, bemerkten dann aber, dass die Dame Kaia nicht mit uns auf die andere Seite des Baches gekommen war. Ihre Worte waren wegen des Rauschens des Wassers nicht leicht zu verstehen, aber wir waren uns alle drei sicher, dass sie uns zugerufen hatte, dass wir weitergehen sollten, sie würde versuchen, später wieder zu uns zu gelangen. Und dann war sie auch schon im Wald verschwunden. Komische Sache. Ich meinte irgendwann später, ihre Stimme wieder zu hören, aber da muss ich mich wohl getäuscht haben.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Irdenhag. Und was soll ich Dir sagen: Es war genauso, wie es uns der Freiherr und die Peraine-Geweihte erzählt hatten: Wasser, welches aus Eimern kletterte, Schindeln, die – gerade angebracht – mit einem gezielten Windstoß wieder vom Dach gefegt wurden, Feuer, welches plötzlich an den unmöglichsten Stellen ausbrach – es ist wirklich seltsam. Und wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.

Der Dorfälteste, ein altes Großväterchen namens Travian, war zwar zuerst etwas reserviert, aber dann doch merklich dankbar, dass wir gekommen waren, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Wobei ich ehrlich gesagt immer noch nicht weiß, wie das gelingen soll. Unsere ersten Nachforschungen im Dorf haben aber immerhin ergeben, dass diese ungewöhnliche Sache mit der Aushebung des neuen Dorfbrunnens begonnen hat. Irgendwas scheint das in den Tiefen der Erde ausgelöst zu haben. Morgen wollen wir uns die Umgebung von Irdenhag einmal genauer ansehen, vielleicht können wir ja noch etwas entdecken, was uns weiterhilft.

Da wir morgen früh los ziehen wollen, beende ich meinen Brief für heute und lege mich zur Ruhe!

Es grüßt Dich mein Freund,

Dein alter Weggefährte Waldemar

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