Teotihuacan (Daniele Tascini)

Einmal im Leben beim Bau einer Pyramide dabei sein! Allein des Themas wegen war Teotihuacan für mich einen Blick wert. Der große Spielplan wirkte aber zuerst einmal nur geometrisch steril und sehr verwirrend. Aber hatte trotz allems einen Reiz, so dass das Spiel vor ein paar Monaten dann doch in meinem Spieleschrank landete und alsbald auf den Tisch kam. Wider Erwarten dauerte es auch nicht lange, bis ich die aufgedruckte Symbolik verstanden hatte. Und erkannte, dass Daniele Tascini in seinem Spiel für 1-4 Personen die historische Stätte wieder aufleben lässt: Die Straße der Toten findet sich ebenso wieder wie die berühmten Stufentempel. Sonnen- und Mondtempel finden ihre Entsprechung im Rundenzähler – eine Runde endet, wenn eine Eklipse, sprich eine Sonnenfinsternis, eintritt.

Teotihuacan ist ein Dice-Placement-Spiel. Jeder Spieler hat zu Beginn des Spieles drei Arbeiter in Form von Würfeln, ein vierter Arbeiter kann im Laufe des Spiels zusätzlich erworben werde. Diese Würfel werden, beginnend mit der Stärke 3,  auf insgesamt acht verschiedenen Aktionstafeln eingesetzt. Die eingesetzten Würfel gewinnen durch die Aktionen an Wert, wodurch die positiven Effekte der einzelnen Aktionstafeln verstärkt werden können. Allerdings erfolgt diese Verstärkung nicht immer nur zur Freude der Spieler – denn hat ein Würfel die Stärke „6“ erreicht, „stirbt“ der Arbeiter. Der Spieler macht dadurch einen Fortschrift auf der Straße der Toten (wird dort bestattet)und erhält eine Belohnung, aber der neue Arbeiter, der ins Spiel kommt, hat lediglich die Stärke „1“ und wird zudem immer in den Palast gestellt, unabhängig davon, an welcher Stelle der alte Würfel aus dem Spiel genommen wurde. Eine interessante Variante finde ich, die manch taktisches Agieren zur Folge haben kann.

Die Grundspielregeln klangen fürs erste einfach: Jeder Spieler bewegt einen seiner Würfel bis zu drei Aktionstafeln vorwärts und führt dort eine von drei möglichen Aktionen aus. Hierbei stellt sich in jedem Zug die Frage: Führe ich die Hauptaktion der Aktionstafel aus oder gehe ich in den Anbetungsraum und bewege mich dadurch auf einem von drei Kulttempeln um einen Schritt nach vorne. Umsonst ist keine der beiden Aktionen, Rohstoffe sind – wie in so vielen anderen Spielen auch – knapp und so kommt es das eine oder andere Mal vor, dass man stattdessen die dritte Möglichkeit, das Ernten von Kakao, dem gängigen Zahlungsmittel in Teotihuacan, wählen muss.

Trotz vieler verschiedenen Plättchen und die anfangs noch ungewohnten Aktionsmöglichkeiten, spielte sich die erste Partie zu zweit erstaunlich fluffig und leicht und machte Lust auf mehr. Auch weil uns klar war, dass wir in dieser Partie lediglich an der Oberfläche des Spiels gekratzt haben.

Voller Elan und Vorfreude habe ich mich daher an die ersten Solo-Partien gegen den sogenannten Teotibot gemacht. Im Gegensatz zum Mehrpersonenspiel kommt diese Variante für mich aber sehr behäbig und leider gar nicht eingängig daher:

Kann man im Spiel mit mehreren Personen die Aktionsmöglichkeiten anhand der Graphiken auf dem Spielplan bzw. den Aktionstafeln relativ schnell verstehen und sich merken, greift diese Spielerhilfe für den Teotibot leider nicht. Jede Aktionstafel birgt eigene Regeln für den Teotibot, die jeweils vier bis fünf Fallkonstellationen betreffen. Dies macht ein ständiges Nachschlagen im Regelwerk erforderlich. Mittlerweile habe ich mir eine Spielerhilfe aus dem Netz heruntergeladen, so dass ich all die Sonderregeln kompakt auf einer Seite neben das Spiel legen kann, aber selbst nach sieben gespielten Solo-Partien komme ich ohne ständiges Nachschauen in der Spielerhilfe nicht aus. Ein weiterer Stolperstein im Spielfluß ist für mich der Spielzug des Teotibot. Dieser ermittelt seine Züge mittels sechs Aktonsplättchen einer Aktionspyramide, was ich an sich eine gute Idee finde. Für Variabilität sorgt ein siebtes Plättchen, welches mit Hilfe von zwei Richtungsplättchen das zuletzt aktivierte Aktionsplättchen ersetzt. Die Richtungsplättchen wechseln dabei ständig ihre Position von oben nach unten und zudem von Vorder- auf Rückseite und umgekehrt. Dies erfordert viel Konzentration, um keine der Vorgaben zu vergessen und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich mich mehr auf die Züge des Teotibot als auf meine eigenen konzentrieren muss. Störender als im Zwei-Personen-Spiel finde ich im Solo-Spiel auch das Aufstocken des Spielplans um zwei weitere fiktive Spieler. Im Spiel allein oder zu zweit bzw. zu dritt werden die Würfel der nicht im Spiel befindlichen Farben fest auf zufällig gezogene Start-Aktionstafeln gesetzt und erzeugen so höhere Kosten bzw. höhere Ernteeinnahmen. Dadurch, dass der Teotibot statischer agiert als ein zweiter echter Spieler wirkt dieser Mechanismus im Spiel allein für mich allerdings zäh und spielhemmend, vor allem wenn diese Würfel zufällig geballt auf wichtigen Aktionstafeln liegen.

 

Alles in allem hat mich Teotihuacan in der Solo-Variante leider nicht überzeugt, ich hoffe aber auf weitere spannende Partien mit meinen Spielegruppen.

 

 

 

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